Yamaha "SRX-6 super single" Board

Normale Version: Eine 1XM SRX 600 nach vielen Jahren Standzeit wieder am laufen...
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Hallo Freunde,

gerne teile ich mich Euch eine ganz nette Erfolgsgeschichte zur Wiederinbetriebnahme einer defekten SRX.

Lukas bei Heilbronn hat sich die SRX seiner Mutter unter den Nagel gerissen um mit der zu fahren. Die SRX stand wohl > 20 Jahre und musste erst fahrbereit gemacht werden, da Tank verdreck, verostet, Ansaugstutzen hinübe, Bremsen fest...u.s.w.. Die ließ er bereits im letzten Jahr für gut 1200€ in einer freien Werkstatt machen und ist etwa 100km gefahren.

Das hörte sich in etwa so an:



Offensichtlich meinte die Werkstatt, das klappern würde sich mit der Zeit legen....grübel & Kopfkratz...

Über's Forum nahm Lukas kontakt mit mir auf, um zu klären was mit dem Motor nicht i.O. sein könnte. Mein Tip waren viel zu großes Ventilspiel, ausgeschlagene Nockenwelle + Kolben. Auf jeden Fall ein unerträglich lautes Klappern.
Am letzten Donnerstag waren Lukas mit seinem Vater und der SRX auf dem Anhänger bei mir. Mit etwas Schwierigkeiten ließ sich der Motor starten....ein unglaubliches Klappern schlug uns entgegen. Zu diesem Zeitpunkt ging ich davon aus, am Motor muss was größeres defekt sein und ging von wirtschafltichen Totalschaden für den Motor aus. So konnte ich Lukas einen meiner 3 vorhandenen Ersatz-Motoren anbieten - er bekam den 2TM Motor mit grobverzahnter Welle. Da er sich einen Motor-Umbau allein ohne Erfahrung nicht zutraute bot ich Ihm die Arbeit/ den Service an. Weil der Auspuff auch sehr rostig, Krümmer verdreckt waren wurde das Paket mit einem neu gemachten Auspuff + Krümmer und Schellen im Tausch abgerundet. 1k€ sollte alles zusammen kosten.

Ca. 15 Arbeitsstunden später war ein neuer Motor inkl. neuen Öl + Filter montiert. Außerdem wurden bei der Gelegenheit noch einmal der Tank vollständig entleert und gereinigt, da sich noch lose Ablagerungen innen befanden, Der Tankdeckel zerlegt und die Entlüftung gereinigt, die zu kurze DZM Welle gegen passende getauscht, der Kupplungszug getauscht (der alte bewegte sich kaum noch), Sek. Benzinhahn war undicht und wurde ersetzt, Schalthebel gerade gebogen....ein paar Schrauben mussten auch erneuert werden. Das Kennzeichen vibrierte laut und wurde auch noch neu verschraubt.
Sonntag Mittag bei bestem Wetter stand Lukas dann bei mir um die neu gemachte SRX abzuholen. Zuvor aber noch kurz einmal voll tanken - auch um zu testen ob alles läuft bevor er die Heimreise antritt.

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Später zu Hause zog er noch einmal mit 10Nm die Krümmerbolzen nach, weil die Dichtung sich gerne noch etwas setzt. Ich glaube Lukas kann zufrieden sein. Der Motor läuft seidenweich, geht warm beim 1sten Tritt an. Er bekommt noch ein paar Tips, was noch zu tun wäre und wie er am besten den Motor langfristig schonen kann um länger Freude am Fahren zu haben. Bis zum Herbst kann er so aber erst einmal gut so fahren. Dann sollte aber auf jeden Fall noch mal der Tank richtig sauber entrostet werden + ggf. beschichten und von außen neu lackieren, da es etliche Lackschäden mit Rostansätzen gibt.

Gruß Chris
Wirklich unglaublich was du da in 4 Tagen geleistet hast, wie schick sie wieder aussieht und wie gesund sie wieder klingt.
Nur kurze Anmerkung, bin tatsächlich 800km gefahren. Scheint wohl noch ein zu großes Vertrauen in Werkstätten zu bestehen.
Aber auf jeden Fall völlig anderes Fahrgefühl, wenn man nicht ständig den Gedanken hat, ob gleich der Zylinder platzt o.ä. …
Der Sommer ist gerettet und die SRX gleich mit.

Gruß Lukas
Hallo Chris, hast Du denn schon eine Ursache für die Klapperei gefunden? Diese Geräuschkulisse kommt mit bekannt vor.... Cool 

Cheers!
Andreas
(14.03.2022, 15:18)pope schrieb: [ -> ]Hallo Chris, hast Du denn schon eine Ursache für die Klapperei gefunden? Diese Geräuschkulisse kommt mit bekannt vor.... Cool 

ja, habe gestern den Motor kurzerhand zerlegt. Noch nie hatte ich so eine Mühe die Muttern von Primärantrieb, Lima, Kupplungskorb, Ausgleichswelle zu lösen. Die wurden wohl mit Loctite "Endfest" bei der letzten durchgeführten Revision verklebt. Bei Lösen der Muttern haben sich gar die Sicherungsbleche-Haltenasen innen mit abgeschert. Irre.....

Offensichtlich hat es in der Tat wohl eher nur den Kolben "erwischt". Dafür aber extrem heftig. So wie ich bis dato sehe scheint aber der Kopf, die NW Führung, noch OK zu sein. Dafür ist aber der li. KW Lagersitz ganz schön ausgeschlagen und die Ölpumpe hin. Das Getriebe muss getauscht worden sein - das ist (ohh ich glücklicher) i.O.. Auffällig war noch bei der Zerlegung, dass 2 Motorblockschrauben M6 unten links gänzlich fehlten und eine nur ganz lose war. Die wurden wohl seinerzeit vergessen richtig anzuziehen. Außerdem sieht man, dass linksseitig die O-Ringe zum Limadeckel nicht passten und da wohl auch undicht war, weswegen hier die komplette Dichtfläche mit Dirko abgedichtet wurde. So auch noch nie gesehen....für 45tkm Tachostand ist die Steuerkette mit nur noch 4 Restklicks erheblich stark verschlissen.

Warum es den Kolben so erwischt hat....keine Ahnung. Ich hätte vermutet bei zu wenig Öl müsste auch der NW-Sitz mit kaputt sein.

Das Gute: Der Motor könnte wieder gerichtet werden und muss nicht unbedingt entsorgt werden.

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(14.03.2022, 15:18)pope schrieb: [ -> ]Hallo Chris, hast Du denn schon eine Ursache für die Klapperei gefunden? Diese Geräuschkulisse kommt mit bekannt vor.... Cool 

Cheers!
Andreas

Ebenfalls - Muss an der Farbe liegen. Cool
Klasse Aktion...prima :-)

Sei froh, dass der Motor kein Totalschaden hat.
Nur der Kolben und die anderen beschriebenen Sachen sind tolerabel.

Wie immer gilt also: Hier im SRX Forum werden Sie geholfen...astrein.
Klasse Aktion, bei SRX geht's mittlerweile um Einzelschicksale!
@Chris: wenn ich mir das Bild des Kolbens genauer ansehe, scheint es, als ob der untere Kolbenring links in der Nut festsitzt:

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Täuscht das, oder kann nicht doch der übermässige Verschleiß auf dem Durchschlagen der Verbrennungsgase in diesem Bereich beruhen?
Und wenn Du sie nicht nach der Demontage verdreht hast, wären die Ringstöße fast übereinander montiert gewesen, was auch ungünstig gewesen wäre.
(18.03.2022, 12:34)wergan schrieb: [ -> ]Täuscht das, oder kann nicht doch der übermässige Verschleiß auf dem Durchschlagen der Verbrennungsgase in diesem Bereich beruhen?
Und wenn Du sie nicht nach der Demontage verdreht hast, wären die Ringstöße fast übereinander montiert gewesen, was auch ungünstig gewesen wäre.
der Motor wurde ja wohl zuvor vor vielen Jahren geöffnet und zumindest das Getriebe und die Ölpumpe ersetzt. Der Kolben sollte 96mm haben. Ich konnte nur noch 95,4 ablesen bzw. messen. Fühlt sich auch an als wenn man einen Untermaßkolben in eine Übermaßlaufbuchse einsetzt, soviel Spiel hat der Kolben.
Kolbenringe sind alle schön lose. Ich gehe mal davon aus, dass bei der Neumontage der Ringstoß nicht beachtet wurde. Glaube eher nicht, dass es hier zum Durchschlagen kam, da der Kolben unt Buche beidseitig (vorne und hinten) identisch verschlissen aussehen.

Hier noch ein paar Impressionen:

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[attachment=2680]

Godzilla

Hallo Chris

Es wäre interessant, wenn du die Laufbüchse aus dem Zylinder drücken würdest.
Die Einlaufspuren deuten auf eine Verformung der Zylinderlaufbüchse hin.
Ich hab dies schon mehrmals festgestellt. Da bei der Montage verm. kein oder wenig Öl oder Fett verwendet wurde, korrodiert das Alu vom Zylinder und drückt auf die Laufbuchse.
Hab das fotografisch dokumentiert. Sobald ich die Bilder gefunden habe, stell ich sie rein.

Grüsse aus dem Baselbiet
Werner

PS:
Hier noch die Bilder:

[attachment=2684]
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[attachment=2686]
Ich wusste gar nicht, dass sich Korrossion zwischen Zylinder und Laufbuchse bilden kann...spannend.

Wenn ich die Bilder von Chris anschaue, dann kommen mir sofort folgende Gedanken:
Auf die nächste Übergröße bohren und honen, dann ein passender Kolben und die Sache ist erledigt.
Auf eine Verformung der Laufbuchse hätte ich nie getippt.