03.09.2022, 15:55
Hallo zusammen,
ich bin neu hier im Forum und wohne im Landkreis Heilbronn. Meine SRX habe ich 1989 neu gekauft und sie befindet sich altersgemäß in ordentlichem Originalzustand.
Hatte mich damals eigentlich für die SR 500 interessiert, nach einer Sitzprobe war das Thema gegessen: Irgendwie passte für mich der aufrechte Oberkörper und der relativ enge Kniewinkel überhaupt nicht zusammen. Aber der Händler hatte noch eine silberne SRX als Ladenhüter dastehen. Die SRX hat mir schon immer sehr gut gefallen, aber ich hatte fälschlicherweise angenommen die ist nichts für mich, da die Sitzposition wahrscheinlich zu sportlich ist. Habe mich eher spaßeshalber mal draufgesetzt und war sofort begeistert, alles passte wie angegossen. Sportlich, aber völlig stimmig. Preis war gut, spontan gekauft.
Seit mehr als 30 Jahren viel zusammen erlebt:
In meiner Sturm- und Drang-Zeit hatte ich mich leider einmal leicht verschätzt. Sie ist mir bei Regen in einer Kurve schön über beide Räder gleichzeitig weggerutscht. Mit der Erstausstattung der Metzeler "Sport" Reifen hätte es vielleicht noch gereicht, die hatten ja soweit ich weiß extra für die sportliche SRX eine weiche Mischung gebacken, welche es aber nur sehr kurze Zeit gab. Die normalen ME33/99 waren da schon deutlich härter. Zum Glück im Unglück war 10m vorher die Leitplanke zu Ende und es ging relativ weich in die Wiese.
Allerdings mußte sie danach neu lackiert werden. Da mir das originale silber etwas fad erschien, schwebte mir so etwas wie britisch racing green vor. Ich habe mich dann für "urgrün metallic" des damaligen BMW Z1 Roadsters (der mit den versenkbaren Türen) entschieden. Ich finde das steht der SRX ausgezeichnet; schön metallic mit einem ganz leichten Stich ins Blaue.
Natürlich hatte auch ich schon mit so manchem technischen Gebrechen zu kämpfen:
Am linken Gabelholm lief das Öl raus, kam auf Garantie ein neuer Simmerring rein.
Defektes Gewinde im Kurbelgehäuse; Stehbolzen vom Zylinder: Gußfehler, musste ein Helicoil rein, seitdem in Ordnung.
Blinker ging bei Regen nicht; Händler wußte keinen Rat. Bis mir dann aufgefallen ist, daß das Kabel am Relais etwas zu lang geraten schien. Weil auch die Japaner nichts zu verschenken haben, dachte ich mir, da stimmt etwas nicht. Tatsächlich war das Relais mit dem Deckel nach oben verbaut worden und das Spritzwasser vom Vorderrad hat es dann abgefüllt bis das Bimetall keinen Mucks mehr von sich gab. 180° gedreht aufgesteckt, Problem behoben.
Und natürlich der "Klassiker" mit dem Seitenständerschalter und den Vibrationen. Da kamen 10m lange Stichflammen zum Auspuff raus, besonders schön anzuschauen bei Nacht und in Tunnels. Der Händler wurde fast verrückt, weil er zunächst nicht wußte woran das liegt. Er hat mir dann sogar einmal für Testfahrten eine Stroboskoplampe an den Lenker gebunden um den Fehler zu finden. Am Ende hat er mir dann einen Stecker unter den Seitendeckel gemacht welcher den Schalter überbrückt.
Als der Schalter noch nicht überbrückt war, hat er mich beinahe das Leben und einen Endschalldämpfer gekostet:
Ist halt reichlich suboptimal, wenn man auf der Landstraße einen LKW überholen möchte, auf Höhe des Führerhauses plötzlich der Vortrieb ausbleibt und der Gegenverkehr näher kommt. Adrenalin pur. Ich sehe noch heute das Gesicht des LKW-Fahrers vor mir...
Durch die Fehlzündungen hat es dann auch das Innenleben des ESD zerlegt, sind ja nur sehr dünne Bleche. Da ich als Student nicht das viele Geld augeben wollte für einen neuen (Der kostete damals soweit ich weiß schon weit über 1000 DM), habe ich ihn mit dem Sägeblatt einer normalen Bügelsäge händisch aufgesägt, das Innenleben wie z. B. das Hosenrohr aus 2mm Stahlblech neu zurechtgeschnitten und gedengelt und den ganzen Krempel mit Stabelektroden (hatte damals nur das 60 DM- Schweißgerät aus dem Baumarkt vom Opa zur Verfügung) wieder sauber verschweißt. Da hätte ich heute nicht mehr den Nerv zu.
Aber das Konzept mit dem Sammler im Schwingenbereich und dem kurzen Stummel fand ich schon damals sehr überzeugend, Stichwort Massenkonzentration. War seiner Zeit weit voraus wenn man sich die aktuellen Motorräder mal so anschaut. Nach dem Trend welchen die Ducati 916 mit den Auspufftöpfen unter der Sitzbank für etwa ein Jahrzehnt gesetzt hatte, sind mittlerweile fast alle auf das logische SRX-Konzept umgeschwenkt.
Und bei etwa 30 000 km wurde dann der Motor immer lauter, Kolben "eingefallen". Motor komplett zerlegt und konnte meinen Augen kaum trauen: Laufspiel lag zwischen 0,7 und 0,8mm (Mit Fühlerlehre verifiziert). Hab spaßeshalber alle Ringe demontiert und den Kolben in den Zylinder gelegt. Da konnte man glatt durchsehen! Ging dann zu EGU. Kurbeltrieb neu gelagert, vernünftiger Übermaßkolben "Made in Germany" rein usw.
Der fünfte Gang hatte auch Karies. Habe dann nach alter Väter Sitte mit altem Backofen und Eisschrank das neue Getrieberad aufgeschrumpft.
Dann wieder alles zusammengebaut, lief danach so gut wie nie, deutlich besser als im Neuzustand!
Habe auch noch einstellbare Stoßdämpfer von Bitubo verbaut, kein Vergleich mit den ausgelutschten Originaldämpfern.
Aktuell ein lästiges Problem mit der Elektrik: Bei eingeschaltetem Abblendlicht schaltet sich sporadisch von selbst das Fernlicht zu und der TÜV-Termin ist schon überfällig. Wahrscheinlich ein Thema mit dem Kabelbaum, Lenkerschalter glaube ich weniger.
Hoffentlich checkt der Prüfer wieder nicht den Unterbrechungsmechanismus am Seitenständer. Hat er im ganz Gegensatz zu meinen anderen Motorrädern bei der SRX noch nie. Mir scheint, der ist jedes Mal froh, das "Höllenteil" wieder vom Hof zu haben. Immer wieder sehenswert: Das Gesicht, wenn so ein junger Prüfer auf den Starterknopf drückt und sich nichts rührt. An den Kickstarter hat sich von denen noch keiner ran getraut.
Trotz allem hänge ich sehr an meiner SRX und möchte sie nicht mehr hergeben. Sie macht mir mehr Spaß als meine anderen Motorräder. Ist ein echtes Genußmittel für alle Sinne. Bei den heutigen Verkehrsverhältnissen und großteils schwachsinnigen Tempolimits überall macht ein 200PS Brenner nicht wirklich Sinn.
Hoffe mein Hüftgelenk macht die Prozedur mit dem Kickstarter noch eine Weile mit, sonst bleibt mir wohl nur noch der Umbau auf Elektrostarter aus der XT 600 E.
Werde mich wohl zukünftig mit der einen oder anderen Frage an Euch wenden und helfe natürlich auch gerne im Rahmen meiner (zeitlichen) Möglichkeiten.
Gruß und allzeit gute und vor allem unfallfreie Fahrt!
Klaus
ich bin neu hier im Forum und wohne im Landkreis Heilbronn. Meine SRX habe ich 1989 neu gekauft und sie befindet sich altersgemäß in ordentlichem Originalzustand.
Hatte mich damals eigentlich für die SR 500 interessiert, nach einer Sitzprobe war das Thema gegessen: Irgendwie passte für mich der aufrechte Oberkörper und der relativ enge Kniewinkel überhaupt nicht zusammen. Aber der Händler hatte noch eine silberne SRX als Ladenhüter dastehen. Die SRX hat mir schon immer sehr gut gefallen, aber ich hatte fälschlicherweise angenommen die ist nichts für mich, da die Sitzposition wahrscheinlich zu sportlich ist. Habe mich eher spaßeshalber mal draufgesetzt und war sofort begeistert, alles passte wie angegossen. Sportlich, aber völlig stimmig. Preis war gut, spontan gekauft.
Seit mehr als 30 Jahren viel zusammen erlebt:
In meiner Sturm- und Drang-Zeit hatte ich mich leider einmal leicht verschätzt. Sie ist mir bei Regen in einer Kurve schön über beide Räder gleichzeitig weggerutscht. Mit der Erstausstattung der Metzeler "Sport" Reifen hätte es vielleicht noch gereicht, die hatten ja soweit ich weiß extra für die sportliche SRX eine weiche Mischung gebacken, welche es aber nur sehr kurze Zeit gab. Die normalen ME33/99 waren da schon deutlich härter. Zum Glück im Unglück war 10m vorher die Leitplanke zu Ende und es ging relativ weich in die Wiese.
Allerdings mußte sie danach neu lackiert werden. Da mir das originale silber etwas fad erschien, schwebte mir so etwas wie britisch racing green vor. Ich habe mich dann für "urgrün metallic" des damaligen BMW Z1 Roadsters (der mit den versenkbaren Türen) entschieden. Ich finde das steht der SRX ausgezeichnet; schön metallic mit einem ganz leichten Stich ins Blaue.
Natürlich hatte auch ich schon mit so manchem technischen Gebrechen zu kämpfen:
Am linken Gabelholm lief das Öl raus, kam auf Garantie ein neuer Simmerring rein.
Defektes Gewinde im Kurbelgehäuse; Stehbolzen vom Zylinder: Gußfehler, musste ein Helicoil rein, seitdem in Ordnung.
Blinker ging bei Regen nicht; Händler wußte keinen Rat. Bis mir dann aufgefallen ist, daß das Kabel am Relais etwas zu lang geraten schien. Weil auch die Japaner nichts zu verschenken haben, dachte ich mir, da stimmt etwas nicht. Tatsächlich war das Relais mit dem Deckel nach oben verbaut worden und das Spritzwasser vom Vorderrad hat es dann abgefüllt bis das Bimetall keinen Mucks mehr von sich gab. 180° gedreht aufgesteckt, Problem behoben.
Und natürlich der "Klassiker" mit dem Seitenständerschalter und den Vibrationen. Da kamen 10m lange Stichflammen zum Auspuff raus, besonders schön anzuschauen bei Nacht und in Tunnels. Der Händler wurde fast verrückt, weil er zunächst nicht wußte woran das liegt. Er hat mir dann sogar einmal für Testfahrten eine Stroboskoplampe an den Lenker gebunden um den Fehler zu finden. Am Ende hat er mir dann einen Stecker unter den Seitendeckel gemacht welcher den Schalter überbrückt.
Als der Schalter noch nicht überbrückt war, hat er mich beinahe das Leben und einen Endschalldämpfer gekostet:
Ist halt reichlich suboptimal, wenn man auf der Landstraße einen LKW überholen möchte, auf Höhe des Führerhauses plötzlich der Vortrieb ausbleibt und der Gegenverkehr näher kommt. Adrenalin pur. Ich sehe noch heute das Gesicht des LKW-Fahrers vor mir...
Durch die Fehlzündungen hat es dann auch das Innenleben des ESD zerlegt, sind ja nur sehr dünne Bleche. Da ich als Student nicht das viele Geld augeben wollte für einen neuen (Der kostete damals soweit ich weiß schon weit über 1000 DM), habe ich ihn mit dem Sägeblatt einer normalen Bügelsäge händisch aufgesägt, das Innenleben wie z. B. das Hosenrohr aus 2mm Stahlblech neu zurechtgeschnitten und gedengelt und den ganzen Krempel mit Stabelektroden (hatte damals nur das 60 DM- Schweißgerät aus dem Baumarkt vom Opa zur Verfügung) wieder sauber verschweißt. Da hätte ich heute nicht mehr den Nerv zu.
Aber das Konzept mit dem Sammler im Schwingenbereich und dem kurzen Stummel fand ich schon damals sehr überzeugend, Stichwort Massenkonzentration. War seiner Zeit weit voraus wenn man sich die aktuellen Motorräder mal so anschaut. Nach dem Trend welchen die Ducati 916 mit den Auspufftöpfen unter der Sitzbank für etwa ein Jahrzehnt gesetzt hatte, sind mittlerweile fast alle auf das logische SRX-Konzept umgeschwenkt.
Und bei etwa 30 000 km wurde dann der Motor immer lauter, Kolben "eingefallen". Motor komplett zerlegt und konnte meinen Augen kaum trauen: Laufspiel lag zwischen 0,7 und 0,8mm (Mit Fühlerlehre verifiziert). Hab spaßeshalber alle Ringe demontiert und den Kolben in den Zylinder gelegt. Da konnte man glatt durchsehen! Ging dann zu EGU. Kurbeltrieb neu gelagert, vernünftiger Übermaßkolben "Made in Germany" rein usw.
Der fünfte Gang hatte auch Karies. Habe dann nach alter Väter Sitte mit altem Backofen und Eisschrank das neue Getrieberad aufgeschrumpft.
Dann wieder alles zusammengebaut, lief danach so gut wie nie, deutlich besser als im Neuzustand!
Habe auch noch einstellbare Stoßdämpfer von Bitubo verbaut, kein Vergleich mit den ausgelutschten Originaldämpfern.
Aktuell ein lästiges Problem mit der Elektrik: Bei eingeschaltetem Abblendlicht schaltet sich sporadisch von selbst das Fernlicht zu und der TÜV-Termin ist schon überfällig. Wahrscheinlich ein Thema mit dem Kabelbaum, Lenkerschalter glaube ich weniger.
Hoffentlich checkt der Prüfer wieder nicht den Unterbrechungsmechanismus am Seitenständer. Hat er im ganz Gegensatz zu meinen anderen Motorrädern bei der SRX noch nie. Mir scheint, der ist jedes Mal froh, das "Höllenteil" wieder vom Hof zu haben. Immer wieder sehenswert: Das Gesicht, wenn so ein junger Prüfer auf den Starterknopf drückt und sich nichts rührt. An den Kickstarter hat sich von denen noch keiner ran getraut.
Trotz allem hänge ich sehr an meiner SRX und möchte sie nicht mehr hergeben. Sie macht mir mehr Spaß als meine anderen Motorräder. Ist ein echtes Genußmittel für alle Sinne. Bei den heutigen Verkehrsverhältnissen und großteils schwachsinnigen Tempolimits überall macht ein 200PS Brenner nicht wirklich Sinn.
Hoffe mein Hüftgelenk macht die Prozedur mit dem Kickstarter noch eine Weile mit, sonst bleibt mir wohl nur noch der Umbau auf Elektrostarter aus der XT 600 E.
Werde mich wohl zukünftig mit der einen oder anderen Frage an Euch wenden und helfe natürlich auch gerne im Rahmen meiner (zeitlichen) Möglichkeiten.
Gruß und allzeit gute und vor allem unfallfreie Fahrt!
Klaus