08.03.2021, 19:53
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 09.03.2021, 12:43 von Heiner Jakob.)
Leider ist immer nur vom DKW-Gegenläufer die Rede. Da hat sich über die Jahrzehnte eine Fehlinformation festgesetzt. Tatsache ist, dass die Gegenkolben-Rennmaschinen nicht von DKW stammen. Die DKW-Renningenieure haben den "Gegenläufer" stets rigoros abgelehnt. Sie hatten den Auftrag, einen Vierzylinder-H-Motor mit Schiebersteuerung im Kopf zu entwickeln. Der Krieg stoppte die Arbeiten. Die ersten fünf Gegenläufer-Rennmaschinen entstanden ab 1945 im Auftrag der russischen Militäradministration in Chemnitz, und zwar hauptsächlich in der Lehrwerkstatt der ehemaligen Staatslehranstalten. Da war das DKW-Werk bereits demontiert und nach Russland abtransportiert. Auch die fünf Gegenkolben-Rennmaschinen wurden mit allen Vorrichtungen und technischen Unterlagen nach Russland verbracht, und zwar ins Technikzentrum Serpuchov. Noch lange wurden die Motoren im russischen Motorsport benutzt, auch für Weltrekordfahren in Kleinrennwagen. Bei der heute im Besitz der Audi Tradition befindlichen Gegenkolben-Rennmaschine handelt es sich um eine KS1, einen Eigenbau des Braunschweiger Privatrennfahrers Kurt Kuhnke. Er hatte sich den Motor von den selben Leuten konstruieren lassen, die auch die Maschinen für die Russen entworfen hatten, allerdings in erheblich abgewandelter und verbesserter Form. Mit DKW lässt sich nur insofern eine Verbindung herstellen, als dass in beiden Fällen ehemalige DKW-Rennsportexperten ihr ganzes Können und Wissen einbrachten. Hermann Herz aus Lampertheim erfüllte sich einen Traum und gestaltete die "Kuhnke Sport 1" Ende der 1980er Jahre äußerlich zu einer DKW-Werksrennmaschine der späten 1930er Jahre um - aus historische Sicht ein Alptraum. Die Geschichtsverfälschung ist zwar nicht mehr rückgängig zu machen, zumal Audi das Motorrad immer wieder präsentiert und damit die Mär vom DKW-Gegenläufer für alle Zeiten zementiert. Mein Anliegen war es, die wirklichen Zusammenhänge und die historischen Fakten zu dokumentieren. Man darf nicht vergessen, dass hier der Privatmann Kuhnke in der entbehrungsreichen Zeit nach dem zweiten Weltkrieg eine komplette Motorenneukonstruktion in nur zwei Jahren auf die Rennstrecke gebracht hat. Nur das dann einsetzende Kompressorverbot der FIM machte Kuhnke einen Strich durch die Rechnung. Wir dürfen die alten Meister nicht in Vergessenheit geraten lassen! Siehe hierzu https://nippon-classic.de/ratgeber/buche...dkw-genen/
Erfahrung ist die Summe aller Pleiten.